Piz Kesch

Erstellt: Sonntag, 21. Februar 2021 Geschrieben von Schaaf

Vor vier Jahren habe ich mich schon mal mit Reto am Piz Kesch versucht. Damals bin ich am Fussanstieg auf den Gipfel umgekehrt, war mir einfach zu heikel und da sind schon ein paar Leute die Wand runtergefallen. Meistens ging es nicht gut aus. Diesmal wurde mir bester Trittschnee versichert, also noch ein Versuch. Natürlich habe ich wieder meinen Guide Reto dabei. Er behauptet alle Bündner Berge zu kennen. Na ja, bin mal gespannt ob er sich da auch auskennt und seine Trittschnee Theorie richtig ist - das Seil bleibt aus Gewwichtsgründen und auf Retos Anweisung daheim.

Sonnenaufgang Vadret da
Porchabella

Der Piz Kesch ist lang und eigentlich eine Zwei-Tagestour. Wir starten noch vor sieben Uhr in Bergün, ganz gemächlich geht es zunächst entlang des Bachs Ava da Tours zur Siedlung Chants. Man merkt schon an den Namen, wir sind in Graubünden. In Chants gibt es im Sommer ein schlechtes Cafe, jetzt im Winter ist allerdings gar kein Betrieb und wir gehen ohne Pause weiter. Ist auch nicht so angenehm mit dem kalten Lüftchen im Schatten. Hinter Chants geht es bald etwas steiler voran bis man den Abzweig zur Keschhütte links liegen lässt und in Richtung Vadret da Prochabella einbiegt. Das Gletscherbecken liegt wunderschön tiefverschneit in der Sonne vor uns. Nach zwei Stunden Zeit für eine erste Pause in der Sonne.

Leider sind alle Leute Richtung Keschhütte abgebogen und ich muss ab hier selber spuren, dabei sind es noch fast 1000Hm. Trotzdem ist es traumhaft eine eigene, neue Spur auf den Gletscher zu legen. Auf 3100m treffen wir auf die Spur die über die Porta d'Es~cha aus dem Engadin kommt und die letzten Meter geht es entspannt zum Skidepot.

Parat für
den Anstieg
Gipfelaufbau Kein Postauto!

Am Skidepot ist nach gut vier Stunden erstmal Zeit für ein Mittagessen oder jedenfalls das was davon auf den Berg mitgekommen ist. Aus dem Engadin sind doch einige Leute gekommen und so ist fast schon Stau am Berg, also gemütlich Zeit die Steigeisen anzuziehen und den versprochenen optimalen Trittschnee zu prüfen.

Anfangs geht es in gutem Schnee die ersten Höhenmeter hoch, wie versprochen guter Trittschnee. Es wird langsam steiler und ich bin froh um meinen Pickel, man steht mehr oder weniger direkt in der Ostwand und unter meinen Pfoten geht es über 100m nach unten. Die Querung hinter der ersten Kletterstelle ist mir dann doch zu heikel ohne Sicherung und ich beschliesse umzudrehen.

War im nachhinein auch die bessere Idee. Meine Begleiter sind noch auf den Gipfel, standen im Abstieg aber über eine halbe Stunde im Abstiegsstau im Schatten der Wand. Alpine Dramen haben sich im Abstieg an den zwei Querungen abgespielt und dort kann man nicht wirklich überholen. Ich dagegen durfte gemütlich die Sonne geniessen.

Die Abfahrt hatte dann schon eher etwas von Frühlingsskitouren. Am Skidepot war der Schnee noch recht windgepresst und nicht so angenehm zu fahren. Schon bald aber ging es in Pulverschnee über. Kein Champange-Powder mehr - der war letztes Wochenende aber doch sehr gut fahrbar. Weiter unten wurde der Schnee immer feuchter, so wie man es im Frühling gewohnt ist, nur dass es erst Ende Februar ist.

Ab Chants geht es die leider teilweise recht flache Fahrstrasse runter. Eigentlich hat es dort eine Postauto-Haltestelle und ich habe mich schon gefreut, dass ich nicht das halbe Tal rausschieben muss. Die Haltestelle hält aber nicht, was sie verspricht. Kein Postauto, nirgends - dabei habe ich extra mein Halbtax mitgenommen. Nach dieser Extra-Anstrengung kommen wir schliesslich nach fast sieben Stunden wieder am Auto an. Auch wenn ich nicht auf dem Gipfel war, eine wunderschöne Tour. Und selbst wenn mir Reto wieder besten Schnee verspricht, nehme ich nächstes mal besser ein Seil mit.

Karte