Swissman 2014

Zuletzt aktualisiert: Samstag, 21. Juni 2014 Geschrieben von Schaaf

Letztes Jahr hat Dr. Kermit am Norseman teilgenommen und ich habe ihn supportet. Dieses Jahr tauschen wir: Ich Swissman, er Swissman Schaaf Support.

Anreise

Der Swissman hat noch einen Vorteil. Wenn es am Gotthardtunnel nicht staut ist man in unter drei Stunden in Ascona wo der Swissman startet. Von den Brissago Inseln schwimmt man nach Ascona, von dort mit dem Velo nach Brienz und schliesslich das fantastische Finish per Pfote auf der Kleinen Scheidegg.

Wie man Norseman benötigt jeder Athlet seinen persönlichen Supporter, der für ihn während des Rennens sorgt. Verpflegung und je nach Wetter Kleidung aushändigt, aufmuntert und insgesamt sicher durch den Tag bringt.

Raceday - 1

Besprechung
Ernährungsstrategie

Die Anreise nach Ascona ist von Zürich aus recht kurz und deshalb sind wir erst am Freitag, am Tag vor dem Rennen angereist. Da ist es schon fast Stress mit Startunterlagen abholen, Wettkampfbesprechung und Supportersitzung. Schliesslich sollen meine Supporter Kermit und Urs mich sicher durch den Tag bringen. Da muss ich ihnen natürlich erklären, wie das geht: Treffpunkte, was will ich zum Essen haben, Ersatzfell, ... . Netterweise haben die vom Swissman ein gedrucktes Roadbook geliefert mit vorgeschlagenen Treffpunkten und Hinweisen. Aber die haben wohl nicht damit gerechnet, dass ich so schnell respektive meine Supporter so langsam sind. Aber dazu später mehr.

Es blieb aber auch noch Zeit, sich kurz die Schwimmstrecke anzuschauen. Ihr wisst ja, wegen meinem flauschen, wasserungeeignetem Fell ist das Schwimmen immer meine schwächste Disziplin. Da muss ich wenigstens wissen, wo es lang geht.

 

Das Boot legt ab.
Es gibt kein zurück
Die Schwimmstrecke

Schwimmen

Frühmorgens - es ist noch dunkel - geht es mit dem Boot zu den Brissago Inseln. Ach ja, das ist übrigens ein italienisches Boot, ich stehe Todesängste aus nach allem was ich über die Costa Concordia gehört habe. Das Schwimmen ist definitiv die gefährlichste Disziplin beim Triathlon. Bootfahrt glücklich überlebt, am Schwimmstart dämmert es schon. Aber damit man die armen Schwimmer auf keine Fall übersehen kann darf sich jeder so ein schönes Glühstöckchen unter die Badekappe oder unter das Brillenband klemmen. Eine typisch Schweizer Lösung für ein typisch Schweizer Problem. Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob das nur deshalb ist, damit die am Schwimmstart auch schöne Bilder machen können? Sieht auf jeden Fall toll aus.

Schwimmen ist ganz einfach. Am Schwimmausstieg haben die einen Leuchtturm aufgestellt und man schwimmt einfach drauf zu. Im Laufe des Schwimmens geht auch langsam die Sonne auf. Vielleicht hätte ich den Meteorologen Kermit fragen sollen, was das bedeutet. Mit der Sonne kommt auch der Wind aus den Tälern und es hat richtig Wellen. Manchmal sehe ich den Leuchtturm nicht mehr richtig vor lauter Wellen - wie soll ich mich denn da orientieren? Trotzdem habe ich es irgendwie zum Schwimmausstieg geschafft und das für meine Verhältnisse sogar mit einer halbwegs vernünftigen Zeit.

Velo

Gotthardpass Furkapass Grimselpass

Endlich meine Lieblingsdisziplin nachdem das nasse Element vorbei ist. Von Ascona geht es erstmal wellig flach bis Biasca und dann weiter Richtung Gotthard. Wie von der Swissman Crew empfohlen haben wir in Bodio, bei 48km die erste Verpflegung. Schnell die Trinkflaschen gewechselt, leere Geltuben gegen volle getauscht und weiter geht es. Die nächste Verpflegung hätte in Faido bei km 64 sein sollen. Aber das sind ja nur 16km und wahrscheinlich war ich zu schnell für Kermit und Urs. Zum Glück war ich zu diesem Zeitpunkt deutlich overcatered oder wie das auch immer heisst wenn man genug zu Essen und Trinken dabei hat. Ist sowieso besser - dann muss ich nicht so viel Gewicht den Berg hochschleppen. Und kurz hinter Airolo haben sie mich auch endlich wieder eingeholt. Ich hatte schon Bedenken, dass ich meine Freunde auf der Weide fragen muss, ob sie mir mit ein paar Kräutern aushelfen können.

Aber auch so komme ich bis zum Gotthardpass. Mittlerweile hat es schon deutlich weniger Schnee als vor drei Wochen als ich zur Besichtigung hier war. Die Kopfsteinpflasterstrasse ist allerdings immer noch nicht besser geworden. Oben noch mal alle Flaschen vollgemacht - wer weiss wann man seine Supporter wiedersieht. Ausserdem ist auf der Abfahrt Gewicht durch nichts zu ersetzen. Mit teilweise fast 100km/h geht es bergab Richtung Hospental und dann flach nach Realp. Vorschlag im Swissman Roadbook ist übrigens sich kurz hinter Hospental mit seinem Supporter zu treffen. Selbst ohne volle Radflaschen fahre ich nicht so langsam, dass das irgendwie machbar ist. Bei dem schönen Wetter brauche ich sowieso kein Zweitfell für die Abfahrt und der nächste Treffpunkt ist oben am Furkapass.

Am Furka bin ich dann schon fünf Stunden unterwegs. Bei einer normalen Langdistanz bin ich nach fünf Stunden Velo schon in den Laufschuhen. Muss also doch eher eine Langdistanz für nicht ganz Normale sein. Auch egal - es ist super schön und macht richtig Spass. Auch wenn die hohen Geschwindigkeiten nicht optimal für das Fell sind, aber immer noch besser als das Klebegel. So verklebt wie ich bin muss ich nach dem Triathlon wohl doch noch mal duschen. Der Furkapass hat leider nur eine kurze Abfahrt nach Gletsch wo es Richtung rechts Richtung Grimselpass geht. Aber das ist nur ein kurzer 400 Höhenmeter Sprint und schon ist man oben auf dem letzen Pass für den heutigen Tag. Oben wartet schon meine Supportcrew und ich kann wieder alle Flaschen und Gels auftanken. Ihr wisst ja, bergab Gewicht durch nichts zu ersetzen und der Grimsel ist eine über 20km lange Abfahrt. Nach den schlechten Erfahrungen habe ich meinen Support vorsichtshalber gleich zur Wechselzone nach Brienz geschickt. Im Roadbook steht noch ein Treffpunkt in Innertkirchen, aber ich weiss gar nicht wozu wenn das Wetter so schön ist wie heute. Viel wichtiger waren die Tipps in der Wettkampfbesprechung. Zum Glück haben die vor einem "Bump" (das ist das englische Wort für Sprungschanze) hinter einem Tunnel gewarnt - man soll dort nicht in Aero-Position fahren. Ein weiser Hinweis um nicht den Abflug zu machen. Nach der Abfahrt vom Grimsel geht es bei der Aareschlucht wieder 150Hm bergauf und dann flach von Meiringen bis Brienz zur Wechselzone. Das ist allerdings der anstrengenste Teil des Tages. Furchtbarer Gegenwind, aber trotzdem schaffe ich es in T2, auch bekannt als zweite Wechselzone - nach fast sieben Stunden. So langsam bin ich noch nie in einem Rennen gefahren, aber ich liege gar nicht so schlecht. Am Velo habe ich 12 grosse Geltuben von Sponser gefuttert. Bei 210kCal/Tube sind das 2500kCal - mehr als alle meine Weihnachtsguetsli zusammen und das Fell spannt immer noch nicht.

Laufen

Laufstrecke Nicht mehr weit Zielankunft

Ich komme aus der Wechselzone und sofort geht es bergauf. Gefühlt soll sich dass die nächsten 42km nicht ändern. Support auf der Laufstrecke ist nicht so einfach. Laufen ist auf Velowegen und Wanderwegen, die man mit dem Auto nicht befahren darf. Also steuert Kermit immer die offiziellen Treffpunkte an und kommt mir mit dem MTB entgegen. Zum Glück für ihn bin ich nicht mehr so schnell, so dass er mich nicht verpasst. Auf der Laufstrecke bin ich nämlich nicht unbedingt overcatered.

Ab Grindelwald muss er mich dann sowieso per Pfote bis zum Ziel auf der Kleinen Scheidegg begleiten und vor allen Dingen aufmuntern. Ging es bisher bergauf ist der Schlussanstieg - etwas mehr als 1000Hm insbesondere am Anfang richtig steil. Ich würde sogar behaupten überhängend. Da fehlte mir nach meinem guten Schwimmen natürlich die Kraft in den Armen. Deshalb waren wir nicht wirklich schnell. Im Gegensatz zum Velo haben mich per Pfote mehrere Leute überholt. Frechheit, oder?

Schliesslich kommt das Ziel doch noch näher. Und zwar real und nicht nur gefühlt. Ich kann die Fahnen sehen und auch schon die Zielglocke hören. Es kann nicht mehr weit sein und ich nehme meine letzten Kräfte zusammen. Zusammen mit Kermit geht es ins Ziel. Normal würde ich sagen Ziellinie. Aber die gibt es hier nicht und auch keine Zeitmessung auf Zehntelsekunden - macht auch keinen Sinn bei 14 Stunden und 8 Minuten Gesamtzeit. Aber alles in allem ein super Erlebnis und mit meinem Platz irgendwo bei overall 25 von 239 Startern bin ich auch super happy. Auch wenn ich auf der Laufstrecke noch ganz schön verloren habe trotz Kermit seinen Aufmunterungsversuchen im Anstieg zur Kleinen Scheidegg. In der Schaafwertung bin ich sowieso on Top um nicht zu sagen einzigartig.

 

Raceday + 1

Schoggi für die Supporter Willkommen bei der
Finisher Ceremony
Ein interessanter
Triathlon

The day after. Da gibt es natürlich erstmal Swissman-Schoggi für meine super-super Supporter. Dann müssen wir uns aber schon beeilen um noch das Finisher-Fell für mich und das Supporter-Shirt für Kermit abzuholen. Leider haben die vom Swissman kein Shirt in Urs seiner Grösse - ansonsten ist alles bestens organisiert, aber Size XXXXS haben sie irgendwie nicht vorrätig. Schade.

Insgesamt ein super Triathlon und Erlebnis. Manch einer ist am Tag danach aber ganz schön platt wie man an dem Berner Sennenhund sieht.

Leider geht es dann schon wieder nach Hause. Beine hochlegen. Ausserdem haben meine Supporter und ich ja den anderen viel zu erzählen, falls ich dabei nicht einschlafe.

Ein herzliches Dankeschön an die Organisatoren vom Swissman. Es war ein wunderschönes Rennen. Und wo wird man noch vom der halben Renncrew persönlich per Handschlag auf die Strecke geschickt?