Norseman 2013

Zuletzt aktualisiert: Sonntag, 28. Juli 2013 Geschrieben von Schaaf

Der Norseman ist ein schöner kleiner Triathlon (ca. 250 Teilnehmer) in Norwegen. Klar, das Dr. Kermit da mal mitmachen will - bei so wenig Teilnehmern sollte es hoffentlich keine Prügelei am Start geben. Weil es nach Norwegen aber eine soooo lange Anreise ist, wollen wir drei gleich noch ein bisschen Urlaub (oops, Ferien für die Schweizer) machen.

 

Anreise

Hirtshals: Abfahrt nach
Norwegen
Endlich in Norwegen

Die Anreise ist nämlich wirklich ganz ganz lang. Von der Schweiz sind wir erstmal nach Deutschland, dann durch ganz Deutschland und schliesslich durch ganz Dänemark gefahren bevor es in Hirtshals auf die Fähre ging. Man hätte auch kürzer von Kiel die Fähre nach Oslo nehmen können. Aber Kermit meint, dass Geschaukel erinnert ihn immer ans Schwimmen und das ist ja nicht unbedingt seine Stärke.

Schliesslich sind wir aber doch in Norwegen angekommen und geniessen im Setesdal noch ein bisschen die Abendsonne. Die scheint da übrigens recht lange und nachts wird es gar nicht richtig dunkel. Wie soll man denn da schlafen?

Und Mücken hat es dann auch noch. Zum Glück hatten wir Kermit dabei - wir mussten gar kein Abendessen für ihn kochen. Mücken sind glaube ich seine Leibspeise noch vor Fliegen.

Erste Teil der
Radstrecke
Gut ausgebaute
Strassen
Erweiterung der
Hotelkapazität

Rennvorbereitungen

Kermit muss so kurz vorm dem Rennen natürlich alle seine Energie sammeln und da gibt es keine grossen Radausfahrten mehr. Deshalb habe ich schon mal die Strecke für ihn angetestet. Na ja, nur die ersten 36km und 1200Hm. Ist schon eine tolle Strecke. Die ersten gut 10km mehr oder weniger flach zunächst entlang des Eidfjordvatnet und dann steigt es an bis Dyranut - da sind wir dann auch umgedreht.

Wie man sieht wunderbare, bestens ausgebaute und gut abgesicherte Strassen. Die Tunnels erfüllen auch alle internationalen Sicherheitsvorschriften ohne jede Ausnahme. Nur über diesen kleinen Randstein sollte man besser nicht fallen, da können ein längeres einmaliges Erlebnis sein.

Ach ja, zum Norseman ist ganz Eidfjord mehr oder weniger ausgebucht. Aber die können die Hotelkapazität ja ohne jeder Probleme erweitern - einfach so eine Kiste in den Hafen stellen. Haben sie bei der Tour de Franks in Korsika ja auch gemacht.

Raceday - 1

Ich bin parat Test der Schwimmstrecke

Nur noch ein Tag bis zum Rennen - ich weiss, das ist redundant zu Raceday - 1. Aber ich werde langsam nervös. Was muss ich wo als Verpflegung auf der Strecke reichen... Kann sich Kermit nicht einfach von dem leckeren Grass, Mücken und Fliegen ernähren?

Damit die Nervosität nicht ins undendliche steigt gibt es den Freitag Morgen Social Swim - wie Daniel von Triathlonschule sagen würde "auf der Original Norseman Schwimmstrecke". Danach noch Kaffee und Kuchen gesponsert von United Bakeries. Temperatur der Schimmstrecke: Badewanne, jedenfalls wenn man mit Neoprensocken und Haube (eine Hommage an meine österreichischen Freunde) in die Badewanne steigt. Na ja, ich gehe normalerweise ganz ohne Neopren in die Badewanne :-).

Raceday

Es gibt kein zurück! Radstrecke hinter Geilo Wind und Nebel Entspannung am Tag
danach

Raceday Norseman ist noch verrückter als ein normaler Triathlon. Rad Check-In zwischen 3:00 und 3:45 (Nachts, nicht Nachmittags!). Danach geht es dann auf die Fähre und dann gibt es kein zurück mehr. Für mich als Support-Schaaf war das Schwimmen ois easy. Während des Schwimmens benötigen die Leute meistens keine Riegel, Gels, Getränke oder anderen Schrott. Bei diesem Pappzeug muss man immer sehr gut auf sein Fell aufpassen.

Das Schwierigeste beim Schwimmen für mich als Support-Schaaf war, Kermit unter den ganzen Schwimmern zu entdecken so dass ich rechtzeitig in die Wechselzone sprinten konnte um ihn zu unterstützen. An den mehr als fünf Minuten Wechselzeit war ich nicht schuld. Ich habe den Föhn rechtzeitig eingesteckt. Aber es sollte noch schlimmer kommen. Ich hatte mich ja auf sechs bis sieben Stunden für das Radfahren eingerichtet - am Ende wurden es mehr als acht Stunden, das ist ein Schnitt von unter 25 und Erik Zabel hat gesagt: 42, wisst ihr eigentlich, wie schlecht das ist. Aber der hat auch gedopt, da sollte man schon mal ein bisschen schneller fahren. Und Erik hatte damals ja auch nicht soooo viel Wind und Regen.

Übrigens empfiehlt es sich, den Norseman mit dem Bergvelo aka MTB zu fahren. Oben bei Imingfjell sieht man sowieso nichts vor lauter Nebel und kann deshalb nicht schnell fahren. Ausserdem ist das keine Strasse sondern eine Holperpiste mit zahlreichen Schanzen und kurzen Drops (auch Schlagloch genannt). In Austbygde ist die zweite Wechselzone, wieder Stress für micht. Ich muss ja alles vorbereiten damit Kermit keine unnötige Zeit verliert. Und wieder war ich nicht schuld an der Wechselzeit!

Beim Verlassen der Wechselzone wird einem mit High-Tech Equipment (ein umgestülpter Ordner mit bedrucktem Papier) auch die derzeitige Platzierung angezeigt - es dürfen ja nur die ersten 160 Athleten auf den Gipfel sofern sie das Zeitlimit erfüllen. Kermit war mit 166 knapp über dem Limit, aber es sollte ja noch Zombie Hill kommen. Ein kurzer Anstieg von 7km mit durchschnittlich 10% Steigung. Dort, bei km 32,5 entscheidet sich dann ob fleckempfindliches, weisses T-Shirt oder schwarz für die Leute, die auf den Gipfel dürfen. Wahrscheinlich wegen meinem und Urs seinem guten Support haben wir das locker geschaaft und am Einstieg zum Gaustatoppen bei km 37,5 war Kermit dann schon auf dem 147. Platz. Da sieht man mal, was ein gutes Support-Schaaf so ausmacht.

Dort oben ist dann wieder Hektik ausgebrochen bei mir. Ein Blitzschlag hat den Aufzug im Gaustatoppen lahmgelegt und deshalb muss Kermit nach dem Ziel die letzten fünf Kilometer wieder runtergehen. Also schnell den Support Rucksack umgepackt, damit Kermit ein Zweit- und Drittfell zur Verfügung hat und auch genug Mücken, Fliegen und andere Leckereien dabei sind. Denn so ein Athlet ändert im Rennen recht schnell seine Meinung über die richtige Ernährung. Obwohl die Fliegen immer die erste Wahl waren wird plötzlich eine Salzstange gefordert und die habe ich dann natürlich nicht dabei. Deshalb habe ich vorsichtshalber einen ganzen Supermarkt auf den Gipfel getragen. Aber es hat sich gelohnt. Kermit ist schliesslich als 134. auf dem Gipfel angekommen und hat sich sein schwarzes T-Shirt wohl verdient. Zum Glück hat er sich auch mit dem Supermarkt zufrieden gegeben, den ich dabei hatte.

Am nächsten Tag natürlich bestes Wetter - kein fieser Wind und monsunartige Regenfälle wie am Vortag. Auf jeden Fall war Entspannung angesagt. Ich hoffe bloss, Kermit zieht irgendwann sein T-Shirt wieder aus. Ist ihm viel zu gross und ständig stolpert er drüber.

Jotunheimen

Wanderung ab
Gjendesheim
Achtung auf Schaafe!

Eines der schönsten Wandergebiete in Norwegen ist Jotunheimen. Und das ist gar nicht so weit von der Norsemanstrecke entfernt. Deshalb sind wir nach dem Norseman mal in die Richtung gefahren um - je nach Wetter - ein paar schöne Wanderungen zu unternehmen. Dort sind übrigens auch die zwei höchsten Berge Norwegens. Der Galdhoppingen und der Glittertind. Der Galdhoppingen hat den höheren Felsgipfel während der Glittertind mit Eis und Schnee etwas höher ist. Zunächst war aber erst mal eine ganz gemütliche Wanderung ab Gjendesheim angesagt - Kermit muss sich ja noch etwas erholen.

Ach ja, in Jotunheimen haben sie mir extra ein Strassenschild gewidmet. Achtung auf Schaafe. Die Norweger wissen also, was sie an mir haben.

Auf dem Galdhoppingen Jotunheimen

In Gjendesheim war es aber soooo kalt und soooo stürmisch, dass wir dann doch etwas talwärts gefahren sind und als Tagestour von Spiterstulen aus den Galdhoppingen bestiegen haben. Wir haben allerdings das Ueli Kriterium verfehlt - Auf- und Abstieg zusammen haben länger gedauert als die Führerzeit für den Aufstieg. Wahrscheinlich ist Kermit immer noch etwas geschwächt vom Norseman.

Auf jeden Fall ist es in Jotunheimen total schön wenn das Wetter schön ist. Und hier muss man für die Gletscher gar nicht so weit gehen wie in meiner schweizer Heimat. Die fangen schon unterhalb von 2000m an.

Eröffnung der
Skitourensaison
Ich sehe doppelt

Norwegen hat neben Jotunheimen auch noch viele andere Nationalparks. Der Nationalpark Breheimen ist nicht weit von Jotunheimen und nachdem für den Nachmittag schon wieder Regen angesagt war habe ich nur eine kurze Wanderung geplant zum Åsetvatnet, das ist ein kleiner See oberhalb von Skjolden. Und auf dem Weg dorthin habe ich schon fast die Skitourensaison eröffnet. Der Wikinger, äh Norweger ist nämlich nicht blöd und deponiert die Ski nach dem steilen Anstieg, damit er im Winter nicht durch den tiefen Schnee zu seiner Hytta stapfen muss. Leider hatte es noch keinen Schnee und deshalb war es doch noch nichts mit Skitouren in Norwegen.

Ausserdem muss ich wohl zum Seelenklempner. Ich sehe mich doppelt, fühle mich als gespaltene Persönlichkeit. Na ja, vielleicht warte ich noch ein bisschen und das Problem lösst sich von alleine.

Ulvik

Osa Fjord Strasse aufs
Osafjell
Auf dem
Osafjell

So langsam müssen wir wieder Richtung Süden - in einer Woche geht die Fähre nach Dänemark und ich mag keinen Stress im Urlaub. Auf dem Weg Richtung Süden habe ich noch in Ulvik halt gemacht. Das ist ein kleines Nest am Ende der Welt. Aber es geht noch endiger, wenn man von Ulvik nach Osa fährt. Dort hat es noch nicht mal mehr einen Supermarkt oder eine Tankstelle. Aber eine schöne kleine Strasse aufs Osafjell. Das ist über 1200m hoch und da braucht man definitiv ein Zweitfell.

Ausserdem ist es da oben total schön, vor allen Dingen ganz anders als unten am Fjord. Und das obwohl man noch nicht mal 10km gefahren ist, na ja - aber über 1000Hm. Runter braucht man dann übrigens schon ganz gute Steuerkünste wie man sieht. Als Abfahrtsissi (gell, Janis) kommt man da nicht weit. Aber bei mir kein Problem, auch wenn ich lieber mit dem Mountainbike als mit dem Rennvelo unterwegs bin. Aber bei der kleinen Ladekapazität des VW-Bus muss Schaaf sich halt einschränken.

Stavanger

Preikestolen Kermit traut sich was

Stavanger ist die Ölmetropole im Süden Norwegens. Angeblich fliegen da die ganzen Helikopter zu den Bohrinseln. Na ja, davon habe ich nicht so viel mitbekommen. Daneben hat es aber auch noch schöne Dinge zum Ansehen. Der Klassiker ist der Preikestolen, ein Felsklotz hoch über dem Lysefjorden. Von einem kostengünstigen Parkplatz bei der Preikestolenhütte ist es eine gemütliche Wanderung dort hinauf. Trotzdem spielen sich dort auch alpine Dramen ab - kein Wunder wenn da sogar Leute mit Stöckelschuhen hochgehen.

Die Aussicht ist auf jeden Fall atemberaubend. Ich habe mich gar nicht bis zur Kante getraut. Nachher kommt so ein Windstoss und dann bin ich unten im Wasser. Kermit dagegen hat ja genug Gewicht in den Beinen. Der kann sich bis zur Kante trauen.

Kjerag Alpiner Anstieg

Der zweite Klassiker in der Region Stavanger ist der Kjerag. Ebenso wie der Preikestolen ein Aussichtsfels hoch über dem Lysenfjorden. Nur noch ein bisschen höher. Ausserdem hat es da noch so einen einklemmten Felsen auf dem die Leute immer Poserfotos machen. Da durften wir aber nicht rauf. Angeblich zu gefährlich bei dem starken Wind. So ein Blödsinn!

Der Anstieg auf den Kjerag ist aber wirklich hochalpin. So gefährlich, dass er in weiten Teilen durch eine Kette gesichert ist. Blöd nur, dass die Kette viel zu hoch ist. Na ja, aber als bergerfahrenes Bergschaaf macht mir das nichts aus.

 

Havsysknuten Superschön da oben, oder?

Vom Kjerag bin ich weiter nach Sirdal gezogen. Das ist quasi in Richtung Kristiansand wo ich am Freitag wieder mit der Fähre nach Dänemark muss. Im Sirdal gibt es nämlich die Seven Summits. Die sieben schönsten Hügel im Sirdal und Havsysknuten ist einer davon.

Der Vorteil: Dort ist viel viel weniger los als auf dem Preikestolen oder Kjerag. Teilweise ist noch nicht mal ein Weg vorhanden sondern nur so rote Punkte als Markierung wo es lang geht. Als erfahrenes Bergschaaf habe ich es natürlich trotzdem auf den Gipfel geschaft. Nur etwas windig dort oben und ich musste schon aufpassen nicht weggeweht zu werden.

Auf jeden Fall superschöne Landschaft wie man sieht (und dass, obwohl ich heute aus Gewichtsgründen die schlechte Kamera dabei hatte). Ich weiss gar nicht, warum ausser mir dort scheinbar niemand raufgeht. Ist natürlich bei weitem nicht so alpin wie in Jotunheimen und hat auch keine Gletscher. Auch nicht so alpin wie der Kjerag - hat auch keine Ketten zum festhalten. Lohnt sich aber trotzdem.

 

Auf dem Flerehei Norwegischer Urwald

Meine letzte Wanderung in Norwegen habe ich auf den Flerehei unternommen. Ebenfalls einer der Seven Top Summits in Sirdal. Ausserdem hat es da oben noch eine ganz besondere Sehenswürdigkeit. Ein britischer Bomber ist dort 1946 abgestürtzt und hat seine Einzelteile weit über das Hochmoor verstreut. Das ist als offizielle Sehenswürdigkeit auf den Norwegischen Karten eingetragen. Ich weiss wirklich nicht, was daran besonders sehenswert sein sollte.

Lustig ist auf jeden Fall der Anstieg. In weiten Teilen geht es durch ein Moor und der Weg ist nicht unbedingt viel begangen. Man kommt also nicht wirklich mit trockener Pfote oben an. Dafür ist der Abstieg dann aber ganz gelenkschonend mit dem superweichen Moorboden. Wenn man mal von der abschliessenden, fast überhängenden Forststrasse (oder was die Norweger dafür halten) absieht. Ich kann mir nicht vorstellen, dass diese Piste von einem halbwegs normalen Gefährt befahren werden kann.

Tschüss liebe Elche
und Trolle

Nach meiner letzten schönen Wanderung auf den Flerehei heisst es langsam Abschied nehmen vom Land der Elche und Trolle. Es geht nach Kristiansand und morgen geht um 8 Uhr morgens die Fähre nach Dänemark. Es war ein schöner Urlaub auch wenn angeblich aus Platzgründen meine Elchfreunde Knuth, Kasimir und Gosingen nicht mitkommen durften. Es wäre sicherlich noch Platz gewesen im Dicken. Aber ich werde ihnen aus ihrer Heimat erzählen.