Livigno Triathlon

Zuletzt aktualisiert: Samstag, 09. September 2017 Geschrieben von Schaaf

Nachdem ich beim Norseman kein Losglück hatte, habe ich mich für den Livigno Triathlon entschieden. Von Livigno nach Livigno mit ein paar Pässen dazwischen. Den ganzen Sommer war es warm oder heiss, also gute Bedingungen um die vielen Pässe zu befahren. Ich scheine aber nicht wirklich Wetterglück zu haben, denn pünktlich zum Renntag zieht ein Höhentief über die Alpen. Ein tiefes Hoch wäre mir viel viel lieber gewesen und besser für das Fell.

Anreise und Vorbereitungen

Frühstück Schwimmstrecke
im Hellen
Forcola di
Livigno

Bei brütender Hitze fahren wir am frühen Nachmittag von Zürich nach Livigno in unsere Ferienwohnung. Livigno liegt schon auf 1800m und da kann es nachts empfindlich kalt werden, also besser Wohnung als Bus. Nur leider hat die Ferienwohnung einen Infusionherd. Ihr wisst schon, so ein moderner Herd der nur mit magnetischen Töpfen funktioniert. Leider ist unsere gute Mocca aus Alu, nichtmagnetisch. Aber Elch Kasimir aus meinem Supportteam scheut keinen Aufwand, kocht mir den lebensnotwendigen Kaffee auf unserem Campingkocher.

Frisch gestärkt gehe ich erstmal die Wettkampfstrecken für morgen besichtigen. Die Schwimmstrecke im Lago di Livigno sieht von der Orientierung nicht besonders anspruchsvoll aus und auch die Testfahrt auf die Forcola di Livigno ist eher von der gemütlichen Sorte, nicht zu steil. Alles bestens für den morgigen Renntag. Das Schneekettenschild an der Forcola di Livigno hätte mir allerdings zu denken geben sollen.

Wettkampftag Schwimmen

Schwimmstart
im Dunkeln
Supportteam Es dämmert
langsam

Um 4:45 am Morgen sind wir am Schwimmstart um mein Velo in die Wechselzone zu stellen und nochmal den letzten Hinweisen vor dem Start um 5:15 zu lauschen. Es regnet bei einstelligen Temperaturen und es ist stockdunkel. Beides sollte sich bis zum Start auch nicht mehr ändern. Die Veranstalter haben aber mitgedacht und jeder Teilnehmer bekommt so ein kleines Glühstäbchen damit man ihn im Dunkeln sieht. Die Bojen haben Blinklichter damit man sie auch im Dunkeln sieht.

Pünktlich um 5:15 ist der Start und ich stürze mich in den dunklen See. Die ersten beiden Bojen finde ich noch dank Blinklicht. Die entscheidende dritte Boje, die Wendeboje ist aber nicht zu sehen. Irgendwann bekomme ich ein Follow-Me Schiff, das mich zur Boje leitet. Leider hat diese sich gedreht, so dass das Blinklicht nach hinten zeigt. Da kann ich lange nach einem Blinkelicht suchen. Der Rückweg ist netterweise deutlich einfacher. Am Ufer brennt ein Feuer auf das man einfach zuschwimmen muss - das schaffe sogar ich. Nach guten 80 Minuten habe ich das Schwimmen hinter mich gebracht. Deutlich anspruchsvoller als ich mir die Schwimmstrecke bei der Besichtigung im Hellen vorgestellt habe.

Wettkampftag Velo und Laufen

Hindernisse
am Berninapass
Laufstrecke Zielankunft

Meine Wechselzeiten sind heute etwas länger. Schliesslich muss ich mich wetterfest machen, draussen regnet es immer noch und das sollte die ganze Radstrecke nicht aufhören. Forcola di Livigno und Berninapass sind gemütliche Auffahrten und keine lange Abfahrt dazwischen. Nur ein paar Kühe, die die Strasse kreuzen. Aber das kann mich nicht stoppen. Oben am Pass treffe ich mein Supportteam um meine Gel-Vorräte wieder aufzufüllen. Ich muss auch bald auf Cola umsteigen. Aufgrund der tiefen Temperaturen trinke ich weniger als sonst, brauche aber trotzdem mehr Energie gegen Regen und Kälte. Fell ist schon aktiviert, bleibt nur noch mehr Kalorien aufzunehmen um weiter gegen die Kälte bestehen zu können.

Vor allen Dingen, da es vom Berninapass 40km durchs Engadin bergab geht bevor hinter Zernez der Ofenpass wartet. In Zernez wartet aber erstmal wieder mein Supportteam mit dem üblichen Ritual: Neue Verpflegung und neue Getränke für mich. Meine Hoffnung ist, dass am Ofenpass bereits Winterbetrieb ist und die Schweizer schon mal eingeheizt haben. Aber das sollte ein Traum bleiben, dort oben wechselt der Regen auf Schneeregen. Ist auch eine interessante Abfahrt wenn man die Bremse immer 100m vor der Kurve ziehen muss damit rechtzeitig die Bremswirkung einsetzt. Vielleicht sollte ich am Rennvelo auch mal auf Scheibenbremsen umsteigen.

Nach dem Ofenpass geht es nach Prad und dann aufs Stilfserjoch. Die Webcam sagt schon seit Stunden Schneefall auf dem Stilfserjoch und als ich in Prad ankomme ist die Auffahrt auch gesperrt. Keine Nachricht von den Veranstaltern, aber wir sollen erstmal zurückfahren zum Ofenpass. Irgendwann wird schliesslich doch die einzig verbliebene Option bestätigt: Ofenpass, Tunnel nach Livigno im Supportauto und schliesslich mit dem Velo zur Wechselzone in Trepalle. Dort komme ich nach über acht Stunden Fahrzeit auf Platz fünf an, aber keine Ahnung wie ich jetzt noch laufen soll mit dem nassen Fell.

Netterweise kommt ein bisschen die Sonne raus und es geht nach einem kurzen Anstieg erstmal wellig bergab zum Lago di Livigno, von dort auf dem Veloweg leicht bergauf und zurück zum Dorf über einen Trail. Die Laufstrecke wurde auch angepasst, da die Originalstrecke frisch verschneit ist. Anstatt auf den Berg geht es im Dorf nochmal auf die gleiche Runde, diesmal aber mit Begleitung durch meine Supporter. Am Berg sind sie vorgeschrieben und deshalb müssen sie die Ersatzstrecke auch mitlaufen.

Auf der zweiten Runde geht mir aber langsam die Energie aus und ich muss eine kurze Essens- und Trinkenspause einlegen bevor wir wieder ins Dorf kommen und schliesslich zur Gondelstation Costaccia hochlaufen dürfen. Allerdings ist es mehr so ein Wandern und kein Rennen. Es geht nämlich senkrecht, gefühlt überhängend die Skipiste hoch bevor wir zum stimmungsvollen Zieleinlauf kommen. Leider kein Daylight-Finish mehr aber trotzdem ein toller siebter Platz nach mehr als 15 Stunden. Ich hatte schon Angst, dass Dr. Kermit und Felix den Support einstellen wenn es noch länger dauert. Deshalb sind wir auch gleich mit der Gondel runtergefahren damit die beiden schnellstmöglich ins Bett kommen. Sie sind ja schliesslich schon um 3:30 früh aufgestanden.

Post Race

Es kam noch kälter

Während des Velofahrens dachte ich immer, es kann nicht schlimmer werden. Als wir am nächsten Morgen aufwachen und aus dem Fenster schauen wurde ich eines besseren belehrt. Die Schneeproduktion in Livigno wurde gestartet und die weisse Pracht kommt schon fast bis ins Dorf. Zeit, dass wir wieder nach Hause fahren. Wegen Schnee auf dem Flüelapass mussten wir dann auch noch den Autoverlad durch den Vereina nehmen ...