Tödi - eine luftige Skitour
Jahrelang habe ich mir immer wieder den höchsten Glarner Berg, den Tödi angeschaut. Zusammen mit Sasquatsch habe ich auch schon mal versucht ihn zu besteigen. Nur haben damals die Meteorolügen vergessen das unvorhergesehene Höhentief vorherzusagen und wir standen plötzlich im dichtesten Nebel. Jetzt wollte ich es mal wieder versuchen. Doch kaum war ich oben, gab es die nächste grosse Enttäuschung.
Aussicht auf den Tödi | Planurahütte |
Meine neuen Freunde | Sonnenuntergang |
Vom Urnerboden ging es mit diesem gewagten Seilbähnli auf den Fisetenpass. Es ist immer wieder überraschend, dass kein Rucksack aus der aussenliegenden Hightechhalterung fällt. Noch überraschender war diesmal allerdings die Anzahl der Fahrgäste in der 6 Personen Gondel. Mit 7.5 Personen waren wir schon eher überladen und ich hatte gar keinen Sitzplatz. Jetzt verstehe ich, warum die Eidgenossen bei der Masseneinwanderungsinitiative zugestimmt haben. Selbst in der Seilbahn ist nich mehr genug Platz, also Dichtestress auch in der Freizeit in abgelegenen Bergdörfern.
Am Berg war es dann mit dem Dichtestress aber definitiv vorbei. So wenig Leute bei so schönen Wetter habe ich selten auf dem Gemsfairenstock gesehen. Ueli hat mir auch erklärt, warum der Gemsfairenstock Gemsfairenstock (der echte Glarner sagt Gemsfeirenstock) heisst. Vor langer Zeit - als es noch keine Seilbahn auf den Fisetenpass gab - haben sich dort immer die Gemsen zum Feiern getroffen. Quasi eine tierische Partyzone dort oben. Von der Partyzone zunächst eine schöne Abfahrt auf den Claridenfirn und schliesslich ein langer Weg zur Planurahütte. Kenne ich alles schon. Als ich das letzte mal auf den Tödi wollte sind wir auch bei schönstem Wetter auf die Planurahütte gegangen.
Diesmal hat sie allerdings erst am Tag vorher geöffnet. Die Hütte war also noch richtig kalt und im Lager hatte es noch ein bisschen Schnee in der Ecke, da die Hüttenwirte gerade erst mit dem Heizen angefangen haben. Das hat auch die Murmeltiere geweckt, die auf der Hütte überwintern. Hatte ich gleich jemanden zum Unterhalten. Natürlich haben ich auch meine leckeren Mitbringsel mit ihnen geteilt. Nach so einem Winterschlaf ist man ganz schön ausgehungert. Gut dass ich keinen Winterschlaf machen muss.
Start frühmorgens | Porta da Gliems |
Der Anstieg von der Planurahütte auf den Tödi fängt erstmal mit einer Abfahrt von der Hütte über den Sandpass ins Val Gronda da Russein an. Nicht unbedingt ein Genuss die fast 1000Hm Bruchharsch und windgepressten Schnee abzufahren. Würde man bis nachmittags warten, würde die Abfahrt sicherlich mehr Genuss bereiten.
Dafür war die Stimmung am Morgen unübertreffbar. Und der Hütttenwirt und Bergführer auf der Planurahütte hat uns versprochen, dass die Bündner noch früher als wir aufstehen und schon mal eine Spur durchs Val Russein auf den Tödi legen. Aber selbst auf die Versprechen eines Hüttenwirts und Bergführers kann man sich nicht mehr verlassen. Also mussten wir alles selber Spuren.
Vom Val Russein geht es bei ca. 2000m Höhe Richtung Osten über Cordas zur Scharte P. 2996. Wenn man dort in die Scharte kommt treffen einen zum ersten mal an diesem Tag die wärmenden Sonnenstrahlen. Gleichzeitig hat man eine wunderschöne Aussicht über den Glatscher da Gliems und die Porta da Gliems. Dort trifft man dann auf den Weg von der Fridolinshütte auf den Tödi. Gleichzeitig traf uns hier so richtig der Nordwind wenn man über die Kante an der Scharte kommt. Ich konnte gerade noch meinen Pickel in den Schnee rammen. Ansonsten hätte es mich wieder rückwärts runtergeweht.
Tödi Piz Russein | Rückblick auf den Tödi | Abfahrt Bifertenfirn |
Nach der Porta da Gliems sind die grössten Schwierigkeiten überstanden und es galt nur noch den Kampf gegen den Wind zu überstehen und die letzten 400Hm hinter sich zu bringen. Mit dem Wind hatten die Meteorologen leider recht. Die haben in der Höhe Wind mit 50-60km/h vorhergesagt und diesmal irrten sie nicht. Gar nicht gut für mein Fell.
Schliesslich habe ich es doch geschaaft und den Gipfel erreicht. Der Kampf mit dem Wühlschnee in den beiden Scharten und der Wind hat ganz schön viel Körner gekostet und ich habe mich gefühlt als ob ich den Mt. Everest bestiegen habe. Mit mehr als sechs Stunden sind wir sogar langsamer als Führerzeit gegangen und damit ganz klar das Ueli Kriterium verletzt - obwohl Ueli dabei war.
Auf dem Gipfel dann aber die grosse Enttäuschung. Ich dachte, ich gehe auf den Tödi und lande schliesslich auf dem Piz Russein. Ich haber mehrmals auf der Karte nachgeschaut, aber wir waren richtig. Wahrscheinlich haben die sich nur verschrieben - so ein kleiner Rechtschraibfehler kann jedem mal passieren. Aufgrund des lauen Lüftchens sind wir nicht lange auf dem Tödi geblieben und es ging bald wieder bergab über den wilden Bifertenfirn und die Fridolinshütten. Die Rinne rechts ist übrigens die Schneerus - Abfahrtsalternative zu dem Gletscherbruch links im Bild.
Unten bei den Fridolinshütten liess dann auch langsam der Wind nach. Dafür haben wir noch einen kleinen Schneerutsch ausgelöst bei unserer etwas wirren Abfahrt hinter den Fridolinshütten. Und das auf einem nicht durchfeuchteten Osthang unterhalb von 2000m Höhe - schon etwas überraschend bei dem gegebenen Lawinenlagebericht des SLF. Die weitere Abfahrt von den Fridolinshütten kann ich übrigens nicht empfehlen. Immer wieder kurze Gegenanstiege und Flachstücke machen nach einem so langen Tag nicht wirklich Spass. Dafür hat der Schnee noch bis ganz unten nach Tierfehd gereicht. Nicht selbstverständlich in diesem Winter. Dort in Tierfehd hat mich müdes Schaaf dann unser Logistikpartner Landi zurück zum Ausgangspunkt am Urnerboden gefahren. Damit geht ein langer, schöner und windiger Tag zu Ende.