Celtman 2015

Zuletzt aktualisiert: Sonntag, 28. Juni 2015 Geschrieben von Schaaf

Der Celtman (gesprochen Keltman, denn er findet bei den Kelten und nicht bei den Zelten statt) bildet zusammen mit dem Swissman und dem Norseman die eXtreme Triathlon Serie. Kermit meinte irgendwie er müsste nach dem Norseman auch noch den Kelten zeigen, wer der schnellste Frosch auf Erden ist.

Anreise

Umbau des Dicken

Also musste ich wieder Support spielen - aber immerhin machen wir anschliessend noch einige Tage in die Ferien in meiner Heimat Schottland. Wahrscheinlich wollte Kermit unbeding nach Schottland wegen der kleinen Fliegen, den Midges. Jederzeit ein Snack in der Luft.

Ich bin zwar schon einige Zeit aus meiner Heimat Schottland ausgewandert, aber zum Glück erinnere ich mich noch, dass dort alle Leute auf der falschen Strassenseite fahren. Noch vor der Anreise waren also erstmal Handwerksarbeiten angesagt: Der Dicke, unser Reisemobil musste umgebaut werden. Fahrer rechts, Beifahrer links. Sonst wird man angeblich von der Polizei in Schottland angehalten.

Amsterdam

Neues Velo für Kermit Kein guter Kaffee!

Nachdem der Umbau bewerkstelligt ist, geht es los Richtung Amsterdam. Eine kleine Internetrecherche hat ergeben, dass es eine Fähre von Amsterdam nach Newcastle gibt. Dort ist man schon fast in Schottland und spart sich die lange Autofahrt durch England.

Den Abend vor der Überfahrt verbringen wir noch in Amsterdam. Einerseits mussten wir noch ein neues Velo für Kermit kaufen damit er keine Ausrede für den Celtman hat. Andererseits wollte ich mal die Kaffeekultur der Holländer testen. Überall Coffeeshops - dieses Land muss eine lange Kaffeekultur haben die bisher irgendwie an mir vorbeigegangen ist. Nach dem Test des "The first Coffeeshop" kann ich diese Kaffeekultur aber nicht bestätigen. Vielleicht war es eine Touristenfalle, aber dieses trockene Gras als Beilage ist eine Beleidigung für jedes Schaf. Sogar auf meinem Balkon in Zürich wächst besseres Futter!

Überfahrt

Meterhohe Wellen Sicher ist sicher

Nach dem Reinfall im Coffee Shop ging es am nächsten Tag auf die Fähre nach Newcastle. Die fährt übrigens deutlich länger als die Fähre zum Norseman. Die ganze Nacht ist man unterwegs und das Schiff scheint völlig verantwortungslos bei jedem Wetter zu fahren. Auf jeden Fall war es überhaupt kein Wetter für eine Überfahrt. Meterhohe Wellen bereits bei der Ausfahrt aus dem Hafen von Amsterdam brachten das Schiff in die Nähe des Kenterns.

Wider erwarten sind wir schliesslich doch unverletzt und trockener Pfote in Newcastle angekommen. Wunder geschehen.

Rennvorbereitungen

Laufstrecke Coulin Pass Radstrecke Single Track

Gute Streckenkenntnisse sind das A und O einer guten Rennvorbereitung. Leider sind wir etwas knapp angereist, so dass eine mehrmonatige Streckenbesichtigung aus zeitlichen Gründen prohibitiv erschien. In meiner Heimat Schottland konnte ich Kermit aber doch mit ein paar Insidertipps versorgen. Vorsichtshalber habe ich mir aber die kritischen Teile der Strecke nochmal kurz angeschaut. Nicht dass sich in der langen Zeit meiner Abwesenheit wesentliche Dinge geändert haben. Ich habe erleichtert festgestellt, dass es immer noch keine neuen Strassen, Bahnlinien, Flüsse und Meere gibt.

Raceday

Wechselzone Schwimmstrecke Laufstrecke High Route

Der Renntag beginnt völlig unchristlich um 2 Uhr morgens. Der Wecker reisst mich aus dem Tiefschlaf. Schliesslich müssen wir noch von unserem Hotel in Kinlochewe nach Shieldaig. Dort wartet der Buss zum Schwimmstart auf Kermit. Abfahrt 4:15, pünktlich. Und vorher müssen wir noch frühstücken, Wechselzone inspizieren und was sonst noch so notwendig ist. Das Frühstück für Kermit hätten wir auch ausfallen lassen können. Shieldaig ist mückenverseucht am Morgen und Kermit braucht nur den Mund zu öffnen um zu essen. Wahrscheinlich wird er deswegen gefühlt immer dicker.

Anschliessend heisst es warten, warten, warten. Bis Kermit endlich aus dem Wasser kommt. Irgendwie scheinen ihm die vielen Quallen und die 11° Wassertemperatur nicht besonders gefallen zu haben. Schliesslich bekomme ich ihn aber doch auf das neue Velo und los geht es gleich steil bergauf aus dem Ort raus.

Für mich bedeutet das zunächst den ganzen Saustall aufräumen und in den Dicken räumen. Anschliessend geht es los auf der Radstrecke Richtung Gairloch - dort gibt es für die Supporter ein Frühstück und Kermit muss die ersten 60km ohne Support fahren. Obwohl die Polizei das eigentlich vorschreibt lassen mich die Radfahrer auf der Single Track Road nicht überholen. Und die sind viel viel langsamer als ich mit dem Dicken. So überhole ich Kermit erst nach über 30km. Das geht allles von meiner Frühstückszeit ab. Zwischendrin soll ich auch noch über Twitter meine Umwelt über den Rennstand informieren. Und das trotz mangelnder Mobilfunkabdekckung. Überall nur das alte GSM mit GPRS. Da kann so ein Bild schon mal fünf Minuten unterwegs sein. Aber ich bin ja schon dankbar wenn ich überhaupt Empfang habe. Läuft aber alles gut auf dem Velo und der Support ist damit sehr entspannend. Netterweise bleiben diesmal die Meinungsumschwünge bezüglich der Essenswahl auch weitestgehend aus. Dabei habe ich alles an Bord: Riegel, Gel, Kartoffeln, Gummibärchen, ......

Kurz vor 14 Uhr (ich bin da schon 12 Stunden auf den Pfoten!) kommt Kermit endlich in T2 an um zum Laufen zu wechseln. Das wird eng mit dem Zeitlimit für den High Course - um 16:00 in T2A, der Wechselzone auf den Bergpfad, ist Schluss und bis dahin sind noch 18km über einen Pass zu laufen. Ich kann aber nicht mitlaufen sondern muss das Auto um den Pass herum fahren. Dort schwinge ich mich auf meine Velo und fahre Kermit entgegen. Schliesslich habe ich auch noch die Pflichtausrüstung für den Bergteil dabei, seine Berglaufschuhe, und Verpflegung. Vom Pass unten habe ich mir seinen Rucksack gekrallt und schnell umgepackt während Kermit weiterläuft. Denn obwohl wir schon auf der Strasse zur T2A, sind es weniger als 10 Minuten. Auch Kermit nimmt seine Hinterpfoten in die Vorderpfoten (Menschen würden sagen seine Beine in die Hand) und gibt nochmal richtig Gas. Um 15:56 treffen wir in T2A ein - es zählt die Eingangszeit.

Schlüsselstelle im Abstieg

Jetzt haben wir alle Zeit der Welt und Kermit kann gemütlich Schuhe wechseln und ich die anderen Schuhe zum Velo bringen. Ich will sie schliesslich nicht auf den Berg tragen. Um 16:01 verlassen wir T2A. Der Supporter bekommt nämlich einen Aufkleber mit dem kontrolliert wird, dass man zum ersten Berg nicht mehr als 1:45 benötigt, sonst wird man sofort wieder runtergeschickt. Aber in den Bergen fühlen wir uns wohl und obwohl wir nahezu als Letzte aus T2A laufen kommen wir im Mittelfeld an. Die anderen müssen unten lang laufen und bekommen auch nur ein weisses T-Shirt. Ganz schmutzempfindlich und damit nichts für Kermit. Zum Glück bekommen wir ein blaues T-Shirt wenn wir ankommen.

Der Abstieg vom Berg zieht sich aber dann doch recht lang. Zwischendrin geht es weglos und meiner pfadfinderischen Fähigkeiten sind gefragt. Letztendlich kommen wir aber wieder auf die Strasse und Kermit muss weiterlaufen während ich mich ins Auto setze und schon mal Richtung Ziel fahre. Dort laufe ich ihm entgegen, schliesslich soll er auf den letzten 9km nicht verdursten oder verhungen. Nach nicht mal 16 Stunden und 26 Minuten erreichen wir glücklich das Ziel. In Schottland ist das übrigens zu dieser Jahreszeit noch ein Daylight Finish. Sonnenuntergang ist erst um 22:23.

Privates
Finisherphoto
Unser Badezimmer in
Kinlochewe - old style

Zum Glück steht der Dicke schon im Ziel und wir können gemütlich Richtung Hotel und Bett fahren. Nur das Velo, parkiert bei T2A müssen wir noch einsammeln. Irgendwie hat es sich aber aus dem Staub gemacht. Vielleicht habe ich nicht korrekt parkiert und die Polizei hat es abgeschleppt - es stand nämlich am Rand einer Ausweichstelle wo die langsamen Radler eigentlich mich im schnellen Auto passieren hätten lassen müssen (Konjunktiv irrealis). Muss mal morgen bei den Organisatoren nachfragen. Aber jetzt geht es erstmal unter die Dusche ins viktorianische Badezimmer und dann ins Bett.

 

Post-Race Ferien

Schuhe der
langsamen Teilnehmer
Schwimmstrecke vom Boot

Nach dem Rennen ist bekanntlich erstmal Erholung angesagt. Wir haben noch einen Tag im Hotel in Kinlochewe verbracht. Die sammeln dort übrigens die ganzen ausgemusterten Schuhe der Celtman Teilnehmer. Manche waren so langsam, dass schon ganz schön viel Gras (nein, nicht das aus Holland) in ihren Schuhen wächst. Zum Glück hatte Kermit mich als Supporter und war somit schnell genug. Ist schon peinlich sonst, oder?

Auch die Schwimmstrecke haben wir uns nochmnal genauer angeschaut. Diesmal vom Boot aus bei 30° in der Sonne und nicht 13° im Wasser. Ist viel viel angenehmer und dafür kann sogar ich mich begeistern. Jetzt könnte ich Kermit auch alle wichtigen Tipps zur Schwimmstrecke geben. Aber ich denke, er kennt sie mittlerweile besser.

Weiter geht es nach Applecross - dort suchen wir uns einen möglichst windigen Campingplatz. Nein, nicht windig im Sinne von schlecht. Sondern windig im Sinne von luftig. Denn Wind und Midges sind miteinander XOR verknüpft. Oder für die Leute, die nicht wie Dr. Kermit auf der Unität provoziert haben: Wenn Wind dann keine Midges und wenn kein Wind dann Midges. Ganz einfach, dafür muss man nicht mehrere Sylvester studieren. Again what learnt.

 

Insel Skye und Blair Atholl

Hinkelstein? Cullins

Nach der Halbinsel Applecross haben wir uns auf die Vollinsel Himmele begeben, auch bekannt als Skye. Auf Skye kann man schön wandern in den Cullins. Es hat auch mehrere Munros, wie die Schotten die 282 höchsten ihrer Hügel nennen.

Am ersten Tag erstmal ganz gemütlich in den Norden der Insel zum Hinkelstein den Obelix dort vergessen hat. Ich habe vorsichtshalber die ganze Truppe mitgenommen damit wir den Stein in den Dicken laden und den Galliern zurückbringen. Obwohl sich alle sehr bemüht haben hat sich das Teil aber keinen Millimeter bewegt. Wahrscheinlich waren wir nach dem anstrengenden Rennen noch nicht wieder ganz bei Kräften.

Am nächsten Tag haben wir einen der Munros in den Cullins weiter südlich bestiegen. Anschliessend ging es noch zur Talysker Distillery. Zur Wahrung der Privatsphähre gibt es von diesem Ausflug keine Bilder.

Blair Castle gleich bei Blair Atholl gelegen kennt angeblich jeder Schottland Tourist. Deshalb mussten wir uns das natürlich auch ansehen. Na ja, ein Burgschloss oder vielleicht doch eher eine Schlossburg. Aber die Umgebung mit dem Cairngorms Nationalpark ist ganz schön. Das Allerbeste ist auf jeden Fall, dass man dort schon ausserhalb Midges Land ist. Wir konnten den Abend also ausserhalb unseres neu erworbenen Mückennetzes verbringen. Kermit hat allerdings etwas abgenommen - die Nahrungsaufnahme ist nicht leichter geworden ohne diese vielen fiesen kleinen Fliegen in der Luft.

 

Heimreise

Ein letztes mal
Schottland geniessen
Fährtfahrt nach Amsterdam

Leider waren unsere Ferien dann auch schon wieder zu Ende. Kurz vor der Grenze nach England haben wir noch ein letztes mal schottisches Meer, schottische Luft und schottische Gräser genossen. Dann war es auch schon Zeit sich Richtung Newcastle aufzumachen zur Fähre nach Amsterdam. Ihr wisst schon, dieses Schiff was bei der Hinfahrt so geschaukelt hat. Zum Glück hatten wir diesmal ein anderes Schiff und wahrscheinlich auch einen anderen Captain. Auf jeden Fall hat es bei weitem nicht so geschaukelt.

So konnte ich noch meinen Snack im letzten Sonnenlicht geniessen bevor es in diese unterdimensionierte Kabine ging. Auf jeden Fall habe ich die Fährtfahrt überlebt und auch von Amsterdam nach Zürich ging es ohne grössere Probleme, so dass wir schon am Abend wieder in Zürich waren. Endlich konnten ich den anderen Bewohnern des Pennhouses erklären wie ich Kermit so gut supportet habe, dass er sogar das blaue T-Shirt bekommen hat.