Hausstock

Erstellt: Sonntag, 28. Februar 2021 Geschrieben von Schaaf

Die ganze Woche Schönwetter und richtig warm, da spricht sogar das SLF von einer geringen Lawinengefahr. Zeit für den Hausstock - der hat auf dem Normalweg einen Gipfelhang der teilweise über 40° steil ist. Da sollte es schon halbwegs sicher sein. Allerdings ist es mit 2000Hm auch ein ganz schön langer Anstieg. Das bedeutet natürlich wieder früh aufstehen und noch fast im Dunkeln losgehen. Normalerweise ist man an dem Hügel eher allein, aber heute scheint alles anders zu sein.

Start in der
Dämmerung
Sonnenaufgang
am Chärpf
Panixerpass

Noch vor sieben Uhr sind wir am Parkplatz auf dem Truppenübungsplatz Wichlenmatt ganz hinten im Sernftal. Normalerweise ist dort freie Platzwahl für das Auto, aber nicht heute. Der Parkplatz ist bereits gut gefüllt und die ersten Skitourengeher sind bereits mit Stirnlampe unterwegs. Entlang des Jetzbachs geht es Richtung Panixerpass. Auch als an den umliegenden Bergen bereits die Sonne aufgeht, liegt das tief eingeschnittene Tal noch immer im Schatten und das soll auch bis zum Panixerpass so bleiben. Zudem geht ein ordentlicher Wind durch das enge Tal, eher ein ungemütlicher Start.

Immerhin sind die absturzgefährdeten Querungen im ersten Teil heute gut eingespurt so dass es kein Problem ist. Das letzte mal sind Reto und ich an der Stelle noch fast gescheitert und nur mit Steigeisen und Pickel über diese heiklen Passagen gekommen. Wenn man mal von dem Wind und dem eisigen Schnee absieht gar nicht so schlechte Bedingungen. Vielleicht hatte deshalb auch gleich sooo viele Leute dieselbe Idee wie wir.

Gipfelrast Jetzbachtal

Am Panixerpass sehen wir heute das erste mal die Sonne. Mit gut 1000Hm bis hier ist es auch Halbzeit und damit ein guter Punkt Pause zu machen auch wenn unser Ziel, der Hausstock noch ganz schön weit weg ist und von hier aus unnahbar aussieht. Auch die General Suworow Gedenkminute haben wir eingelegt - das ist der verrückte russische General der auf der Flucht vor den Franzosen 1799 über den Pass gezogen ist. Irgendwie haben sie es nicht geschafft ihre schweren Kanonen den Pass hinaufzubringen - wundert mich nicht.

Vom Pass geht es anfangs ganz gemütlich Richtung Hausstock über Mer Sura und dann auf den Glatscher da Mer. Man sieht schon wieder an den Wörtern: Wir sind in Reto seiner Heimat Graubünden, wenn auch nur um wenige hundert Meter. Am Glatscher da Mer ist aber Schluss mit lustig und es wird immer steiler, über 40° in der Spitze. Kurz vor dem Gipfel ist dann doch Schluss mit Ski und die letzten 50Hm tragen wir die Ski auf den Gipfel. Die Sonne hat leider noch nicht die Kraft den Gipfelhang aufzufirnen und auf dem harten Schnee rutscht man doch gut umher.

Der ganze Parkplatz kommt kurz hinter uns auf den Gipfel. Zeit die Abfahrt anzutreten. Die ersten Meter auf dem harten Schnee sind eher ungemütlich bevor man weiter unten auf die südlich orientierten und bereits weicheren Hänge ausweichen kann. Deshalb beschliessen wir auch ein kurzes Re-Felling so dass wir statt der Schiebeaktion zurück zum Pass noch ein paar schöne Hänge hinunter zum Häxenseeli haben. Der kurze Ansieg hat sich aber wirklich gelohnt denn die Abfahrt durch die Chären war ein Firntraum.

Leider war es dann auch schon mit Traum. Weiter unten kommt die Sonne noch nicht hin und der Schnee ist noch bockhart gefroren. Die Abfahrt über die Windgangeln hat ein bisschen was von Fussreflexzonenmassage. Kurz gesagt: Jeder Meter Höhenverlust ein Gewinn. Trotzdem sind wir bald wieder unten am Auto. Nur am nächsten Kiosk in Schwanden müssen wir einen kurzen Zwischenstopp einlegen. Hunger und Durst sind doch zu gross für die Rückfahrt nach Zürich.

Karte